Das neue Jahr hatte kaum angefangen und schon stand die erste wirklich große Trainingsmaßnahme des TSV an. Zwar trainierten unsere Optikids auch den Winter hindurch monatlich auf dem Wasser, aber für die meisten von uns Eltern und Trainer gab es in 2024 noch keine Gelegenheiten selber zu segeln. Das sollte sich bald ändern. Sehr bald, denn Ostern war diesmal besonders früh.
Für dieses Jahr hatte die Trainingsgruppe um Daniel Ortwig Großes vor: Trainingslager am Gardasse, in der Woche vor Ostern. Dieser Termin ist fast schon Tradition für viele Segler, denn zu Ostern findet am Gardasee die wohl größte Regatta mit knapp 1.200 Optimisten aus der ganzen Welt statt. Der perfekte Termin also, um unsere Jüngsten mit Wind, Welle und der internationalen Seglergemeinschaft bekannt zu machen. Das Trainingslager für die Kids wurde bereits seit letztem Sommer geplant und irgendwann zwischen der Hoffnung auf gutes Wetter sowie der Vorfreude auf leckeres Eis entstand die Idee für eine angemessene Bespaßung der mitreisenden Eltern und Sportfreunde: Wir nehmen die J/70 mit! Warum auch nicht, schließlich sind die Trainingsbedingungen am Gardasee für große wie kleine Boote gleichermaßen genial: weite Flächen, konstante Winde, etwas Welle und, ganz wichtig, Eis!
So ging es also am Wochenende vor Ostern los in Richtung Italien. Neben acht Optimisten und zwei Motorbooten durfte auch unser Vereinsboot „Generation Bleiloch“ mit in den Süden reisen. Zugegeben, der Start ins Training war etwas holprig, so dass wir erst am Montag den ersten Schlag mit der J/70 segeln konnten. Dabei zeigte sich der Gardasee aber von seiner besten Seite und verwöhnte uns mit Sonne und warmem Nordwind. Mit diesem starteten wir in Torbole und kreuzten unter Gennaker bis hinunter nach Malcesine. Die großzügigen Dimensionen des Sees boten dabei ausreichend Zeit, um Manöver zu üben und anschließend auszuwerten. Kurz vor Malcesine legten wir beim örtlichen Segelverein Fraglia Vela Malcesine an, denn zum Einen ließ der Wind, wie zur Mittagszeit dort üblich, bereits nach und zum Anderen machte sich unter der Mannschaft Hunger breit. Dort angekommen staunten wir nicht schlecht, denn nicht weniger als acht weitere J/70 mit dänischer Kennung lagen dort im Hafen!
Glücklicherweise ist leckeres Essen in Italien nicht schwer zu finden und nach einer kleinen Pause hatte sich auch schon die Ora, der südliche Wind am Gardasee, durchgesetzt. Also starteten wir zur zweiten Runde. Kurz kreuzten wir noch bis vor die Altstadt von Malcesine und machten ein paar nette Fotos, dann drehten wir auch schon wieder um in Richtung Norden und Torbole. Vorbei an etlichen Trainingsgruppen der verschiedensten Bootsklassen und Nationen kreuzten wir wieder unter Gennaker zurück. Dank des zunehmenden Windes erreichten wir problemlos Geschwindigkeiten bis 12 Knoten und waren recht zügig, aber überaus zufrieden wieder zurück im Gasthafen. Dort lag unsere J/70 übrigens in bester Gesellschaft, denn der NRV und der BYC hatten dort sechs weitere J/70 liegen.
In den nächsten Tagen wechselten nicht nur die Bootsführer und Mitsegler auf unserem Boot, sondern leider auch das Wetter. Waren die ersten Tage noch von Sonne geprägt, waren ab der zweiten Hälfte gut funktionierende Regensachen Pflicht. Dennoch war die J/70 fast jeden Tag unterwegs und erkundete den nördlichen Gardasee inklusive Limone und Malcesine. Dabei begeisterte Sie nicht nur Regatta-erprobte Segler, auch Eltern, die zuvor wenig bis keine eigenen Segelerfahrungen machen konnten, kamen in den Genuss des sportlichen Segelns. Einmal mehr bewies das Konzept des Bootes, dass es die perfekte Plattform bietet, um Wissen weiterzugeben oder eben um Nichtseglern prägende und begeisternde Erfahrungen bieten zu können. Neben den Optieltern des SCTB konnten wir auch den Sportfreunden aus Zeulenroda und von der Hohenwarte Talsperre zeigen, wie schnell man ohne Motorkraft reisen kann. Und jeder, wirklich jeder, kam trotz teils recht feuchten Segelstunden mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurück.
Aber nicht nur Touristenfahrten und Ausflüge standen an der Tagesordnung. So lag der Schwerpunkt während den Trainingseinheiten auf den Manövern mit Gennaker, der Rollwende und immer wieder der Suche nach der Höchstgeschwindigkeit. Die Bedingungen dazu waren auch im Regen ideal und so stellte sich mit jeder Trainingseinheit bei allen Seglern eine deutliche Verbesserung ein. Konnte in den ersten Tagen noch der ein oder andere Sonnenschuss beobachtet werden liefen die Manöver zum Ende hin immer sicherer und souveräner.
Im wahrsten Sinne des Wortes getrübt wurde das Segelvergnügen am Osterwochenende. Nicht nur die Gewissheit, dass sich unsere Zeit am Gardasee dem Ende neigte, sondern auch eine gehörige Portion Saharastaub in der Luft begleiteten uns auf den letzten Schlägen. Mit dem nächsten Nieselregen schlug sich der gelbliche Staub auf dem Deck, den Segeln und auch auf den Seglern nieder. Wirklich das gesamte Boot war übersät mit gelben Punkten und so waren Deckschrubben und Segelwaschen angesagt. Anschließend hieß es das Boot wieder sicher zu verpacken und für die Heimreise vorzubereiten.
Saisonstart am Gardasee. Oder: Dolce vita mit der J/70.
Wie so oft im Segelsport war all dies nur durch viele helfende Hände und die Unterstützung des SCTB sowie des TSV möglich. Schließlich galt es, das Boot 700km bis zum Gardasee und zurück zu fahren. Vorab musste ein Liegeplatz im Gasthafen organisiert werden und auch der Auf- und Abbau nach der langen Winterpause erforderte Geduld und viele Hände. Dafür einen herzlichen Dank an alle Beteiligten. Denn ausnahmslos alle Teilnehmer waren sich nach der Trainingswoche am Gardasee einig: Nächstes Jahr wieder, aber gerne mit etwas mehr Sonne.